NEUE WESTSTADT INFOTHEMA: WASSERSTOFF

Klimaquartier Neue Weststadt
Der NEWSLETTER für Bewohner:innen

Im Newsletter Januar 2023 geht es u.a. um grünen Wasserstoff als Schlüsseltechnologie

Photovoltaik-Anlagen / Solar auf einer Dachfläche des Wohnblocks B im Klimaquartier - klimaneutral Wohnen und Arbeiten im Stadtquartier

Wasserstoff: Warum er unser Quartier zu einem Zukunftsmodell macht 

Klimaneutralität kann nur erreicht werden, wenn fossile Energiequellen in allen Bereichen durch Erneuerbare Energien ersetzt werden. Grüner Wasserstoff, wie er im Klimaquartier „Neue Weststadt Esslingen“ produziert wird, spielt dabei eine Schlüsselrolle. Näheres dazu stellen wir Ihnen in diesem Newsletter vor. Wir möchten Sie zudem zu einer Besichtigung der Energiezentrale des Quartiers einladen, in der zwei Elektrolyseure grünen Wasserstoff erzeugen. Was Sie vom Klimaquartier und von Wasserstoff halten, können Sie in unserer Bewohner:innen-Umfrage kundtun. Der Erfolg des Projektes „Klimaquartier Neue Weststadt“ hängt entscheidend von Ihrer Unterstützung und Akzeptanz ab. Um Ihre Wünsche und Zufriedenheit zu erfahren und zu berücksichtigen, führt das Berliner Institut für Sozialforschung (BIS) wiederkehrend Umfragen durch.

Schlüsseltechnologie grüner Wasserstoff

Der Anteil Erneuerbarer Energien im deutschen Strommix beträgt derzeit ca. 40 Prozent. Um die deutschen Klimaziele zu erreichen, muss dieser Anteil in den nächsten Jahren stärker steigen und bis 2045 nahezu 100 Prozent betragen. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien führt vor allem an sonnigen und/oder windigen Tagen zu einer Überproduktion von grünem Strom. Diese Überschüsse gilt es sinnvoll zu nutzen bzw. zu speichern. Hier kommt die Elektrolyse zum Tragen.

In einem Elektrolyseur kann grüner Strom eingesetzt werden, um Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen. Der Wasserstoff (H2) fungiert dabei als Energiespeichermedium. Wasserstoff kann auf vielfältige Weise in andere Energieformen gewandelt werden, weshalb es eine ganze Reihe an Verwendungsmöglichkeiten für diesen Energieträger gibt: Er kann im Mobilitätssektor in Brennstoffzellenfahrzeugen genutzt werden und damit Benzin und Diesel ersetzen oder im Industriesektor in vielen Bereichen die vorherrschenden konventionellen Energieträger wie Öl, Erdgas, Kohle/Koks ersetzen. In diesen beiden Bereichen erreicht der Wasserstoff eine besonders hohe Klimaschutzwirkung.

Weiterhin kann der grüne Wasserstoff mit großen Brennstoffzellen oder Blockheizkraftwerken wieder in nutzbaren Strom und Wärme gewandelt werden. Zudem ist es möglich mit Hilfe weiterer Syntheseprozesse aus Wasserstoff höherwertige synthetische Kraftstoffe zu erzeugen um damit Erdgas, Benzin oder Kerosin gleichwertig zu ersetzen. Grundsätzlich gilt jedoch, je länger eine Prozesskette desto geringer die Gesamteffizienz, weshalb die erstgenannten Einsatzgebiete für grünen Wasserstoff – Mobilität und Industrie – bevorzugt werden sollten.

Foto: Hydrogenics/ Cummins

Grüner Wasserstoff im Klimaquartier Neue Weststadt 

Im Klimaquartier „Neue Weststadt“ gibt es unterirdisch neben dem Block Desiro eine Elektrolyse-Anlage, die grünen Wasserstoff herstellt. So wird Wasserstoff bezeichnet, der mit Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt wurde. Für die Elektrolyse-Anlage wurde gemeinsam mit dem TÜV Süd als kompetenten Sachverständiger und Gutachter ein umfangreiches Sicherheitskonzept umgesetzt, nicht zuletzt da der Betrieb eines Elektrolyseurs in einem Wohngebiet Neuland darstellte. Sicherheit und Lärm waren die wichtigsten Themen der Begleitung und Prüfung durch den TÜV. In beiderlei Hinsicht ist alles im grünen Bereich und die Anlage wurde planmäßig durch das Regierungspräsidium Stuttgart genehmigt.
Wussten Sie schon: Wenn kleine Teile des Wasserstoffs aus der Anlage abgeblasen werden müssen, verbinden diese sich mit den Sauerstoff-Molekülen in der Luft zu Wasserdampf. Das ist ungefährlich und trägt nicht zur globalen Erwärmung bei.

Nutzung des Wasserstoffs aus dem Klimaquartier Neue Weststadt 

Der im Klimaquartier hergestellte grüne Wasserstoff kann bei Bedarf im quartierseigenen Blockheizkraftwerk für die Nutzung durch die Bewohner:innen in Strom und Wärme (zurück-)umgewandelt werden. Aus wirtschaftlichen Gründen und um die Entstehung einer Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben ist es jedoch eigentlich sinnvoller, den Wasserstoff in der Industrie zu verwenden. Bislang wird der Wasserstoff übergangsweise ins Erdgasnetz eingespeist. Dort ist derzeit ein Wasserstoffanteil von 2,5 Volumenprozent zulässig, dieser soll künftig schrittweise erhöht werden.

Aktuell finden Planungen zum Bau einer zentralen Wasserstoff-Pipeline entlang des Neckars statt (H2-Genesis Projekt), die H2-Erzeuger und H2-Verbraucher (v.a. Industrie und Wasserstoff-Tankstellen) verbinden soll. Die Pipeline wird direkt am Quartier vorbeiführen, weshalb perspektivisch die Einspeisung des grünen Wasserstoffs aus dem Klimaquartier geplant ist. Der Bau einer lokalen Wasserstoff-Tankstelle in Quartiersnähe oder einer Abfüllstation für den Transport mit LKWs (sogenannten H2-Trailern) ist nicht mehr vorgesehen.

Eine weitere Besonderheit im Klimaquartier ist, dass die Abwärme des Elektrolyseprozesses zur Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung genutzt wird. Dadurch wird die Effizienz der Anlage stark erhöht – es entstehen also weniger Energieverluste. Generell ist die Möglichkeit der Abwärmenutzung ein Argument für die Erzeugung von Wasserstoff im lokalen Umfeld von Wohnquartieren.

Fakten: Im aktuell realistischen Vollbetrieb läuft der Elektrolyseur an etwa 4 000 Stunden im Jahr mit Ökostrom. Bis maximal 2 000 Stunden kann die Elektrolyse mit einer eigens hierfür gepachteten Windkraftanlage auf der schwäbischen Alb betrieben werden. Ein kleiner Anteil wird aus lokalem Solarstrom vom Dach des Quartiers bereitgestellt. Der restliche Ökostrom wird aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen. Bei diesem Prozess werden planmäßig ca. 70 Tonnen Wasserstoff pro Jahr erzeugt. Damit könnte ein wasserstoffbetriebener LKW über 500 Mal von Esslingen nach Berlin und zurück fahren, ein H2-PKW sogar über 5 000 Mal. Bei der Wasserstoffproduktion entstehen rund 1 000 MWh Abwärme pro Jahr, das entspricht dem gesamten jährlichen Wärmebedarf von Block Desiro. Die Hälfte der Abwärme ist nutzbar und dient direkt der Beheizung und Warmwasserbereitung im Block Desiro sowie künftig dem geplanten Block E und dem Neubau der Hochschule Esslingen.

Green Hydrogen Esslingen GmbH, Maximilian Kamps, Agentur Blumberg GmbH

Energiezentrale persönlich besichtigen

Die Energiezentrale einschließlich des Elektrolyseurs kann ausschließlich im Rahmen einer gebuchten Führung besichtigt werden. Diese ist aus Sicherheitsgründen nur möglich, wenn der Elektrolyseur nicht läuft. Das ist vor allem in den Abendstunden in den Wintermonaten der Fall, an denen es keinen Grünstrom-Überschuss gibt. Die Begehung dauert 30 bis 45 Minuten und beginnt mit einer Sicherheitseinweisung. Während der Führung können Sie die gesamte Anlage zur Warmwasserbereitung, Gebäudeheizung, das Energiemanagement-System sowie die Elektrolyse-Anlage sehen und die Funktionalität wird fachkundig und verständlich erläutert. Wir möchten Sie dazu einladen, an einer solchen Führung teilzunehmen.

Bei Bedarf und auf Anfrage werden Ihnen als Bewohner:innen der Neuen Weststadt exklusiv Termine angeboten.

Kontakt 

Bewohner:innen-Umfrage mit Gewinnspiel 

Von August 2022 bis Februar 2023 lief die neue Runde der Umfrage unter den Bewohner:innen der Neuen Weststadt.

Ziel der Befragungen ist es, herauszufinden, ob und inwieweit ein klimaneutrales Stadtquartier im Alltag funktioniert, wie Sie als Bewohner:innen damit zurechtkommen und ob Sie mit der Wohn- und Lebensqualität zufrieden sind. Bezüglich der Produktion von Wasserstoff im Quartier interessiert uns insbesondere: wie und wann nutzen Sie Energie? Daraus können wir mehr darüber lernen, wann mit Stromüberschüssen zu rechnen ist, die für die energieintensive Wasserstoffproduktion nutzbar sind.

Neben Energienutzung gibt es noch die Themen Wohnen, Leben im Klimaquartier und Mobilität, zu deren Beantwortung alle Bewohner:innen herzlich eingeladen waren. Wer vor mehr als 6 Monaten teilgenommen hatte, wurde gebeten nochmal teilzunehmen und anzugeben, ob sich in wesentlichen Bereichen etwas geändert hatten.

Wer bis Februar 2023 alle vier Fragebögen beantwortet hatte, konnte am Gewinnspiel teilnehmen. Der Hauptpreis war ein Gutschein über 600,00 Euro für einen Aufenthalt im Bio Hotel Mattlihüs in Oberjoch im Allgäu (s. Bild). Außerdem gab es eine Saisonkarte für das Neckarfreibad, drei Esslinger CITYCARDs und 50 Bücher „Kleine Gase – Große Wirkung: Der Klimawandel“. Alle Gewinner:innen wurden benachrichtigt, vielen Dank für die Teilnahme!

Die Umfrage ist weiterhin zu finden unter:
https://neue-weststadt-umfrage.bis-berlin.de/

Der Erfolg des Projektes Klimaquartier Neue Weststadt hängt entscheidend von Ihrer Unterstützung und Akzeptanz ab. Um Ihre Wünsche und Zufriedenheit zu erfahren und zu berücksichtigen, führt das BIS die Umfrage durch. Vielen Dank für Ihre Teilnahme!

Kennen Sie schon den Projektfilm? Viele weitere Informationen rund um das Energiekonzept im Quartier finden Sie auf dieser Internetseite unter „Energiekonzepte“

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